Judo-Europameisterschaften in Budapest Oliver Kauer-Berk über Marc Odenthal in der Zeitschrift JUDO-Magazin 05 /13. Würden doch nur alle Judokas der deutschen Nationalmannschaft so kämpfen wie Marc Odenthal. Eine Sammlung, was der Mönchengladbacher Mittelgewichtler in der Budapester Lazlo-Papp-Arena binnen einer wahllos herausgegriffenen Kampfminute auf die Matte zauberte:
einen gefährlichen Uchi-mata, einen Ansatz mit Tomoe-nage, einen mit Sasae-tsuri-komi-ashi, einmal O-soto-gari, einmal Ko-uchi-gari.
Alles ernshafte Wurfversuche, kein so tun als ob. Das ist schön anzuschauen, reduzierte die allgegenwärtige Shidogefahr und ist letzten Endes erfollgreich. Allein Odenthal schont die Nerven nicht, der Offensivdrang gibt dem Gegner die Möglichkeit zum Kontern. Der22-jährige geriet vor allem bei tiefen Seo-inage gefährlich ins Wackeln, gab Wertungen ab und musste zur Aufholjagd blasen. Wie im Auftaktkampf gegen Noel van t End. Es dauerte endlos lange, bis Odenthal den Waza-ri des Niederländers per O-uchi-gari ausgeglichen hatte. Bis eine halbe Minute vor Schluss lag der Deutsche deutlich zurück. Doch zu gefährlich blieben die Angriffe, um die Betrachter resignieren zu lassen; zu sehr wusste auch Coach Daniel Gürschner hinter der Bande darum, dass Odenthal „einen raushauen“ kann. Es kam so und zwei Shido des Gegners ließen den Deutschen im Rennen. Glück des Tüchtigen: Im nächsten Kampf kam nicht Olympiasieger und Weltmeister Ilias Iliadis aus Griechenland, sondern Aleksander Marmeljuk, der den großen Favoriten überraschend bezwungen hatte. Auch gegen den Ersten lag der vor anderthalb Jahren nach Köln umgezogene Odenthal zurück, ehe er ausglich und schließlich mit einer Würgetechnik erfolgreich war. Es geht also auch am Boden. Mit einem kraftvollen O-soto-gari gegen den Portugiesen Celio Dias warf sich der Sieger des Weltcups von Warschau im März schließlich ins Halbfinale. Gegen den neuen Europameister Kirill Denisov aus Russland und auch später um Bronze gegen den Litauer Karolis Bauza blitzte Odenthals Können dann wenig er auf als zuvor. Denisov, der Olympiafünfte, war eine Nummer zu groß. „Im Halbfinale zu stehen und Fünfter zu werden, ist der Worst Case“ sagt Odenthal, „ aber es war ein gutes Turnier“. Die Niederlage im Bronzekampf „kann man der Jugend zuschreiben“, hielt Männer-Bundestrainer Detlef Ultsch fest, der das technische Repertoire des Mönchengladbachers lobte. „ Er ist sehr flexibel und hat hier judotechnnisch Akzente gesetzt, ein wichtiger Kaderathlet mit Blick auf die Olympischen Spiele 2016. “ Ultsch vergass aber nicht, die Namen von Mitbewerbern wie Aaron Hildebrandt oder Christophe Lambert zu nennen. „Es ist nicht so, dass andere das nicht können was Odenthal kann.
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