Der 31-jährige Andreas Tölzer unterlag dem französischen Topfavoriten Teddy Riner durch eine große Wertung und verpasste damit die Gelegenheit, erster deutscher Schwergewichts-Weltmeister zu werden.
Der erst 22 Jahre alte Riner, dessen Triumph 10.000 Fans frenetisch bejubelten, ist mit seinem fünften WM-Titel nun alleiniger Rekordchampion. Tölzer, vor der WM durch eine Brustmuskelverletzung gehandicapt, bot auf dem Weg ins Finale eine beeindruckende Vorstellung, gewann sämtliche fünf Kämpfe vorzeitig und stand bei seinen Auftritten gerade einmal 8:10 Minuten auf der Matte.
Nur in der Vorschlussrunde gegen den Kubaner Oscar Brayzon musste der Europameister von 2006 ein wenig zittern, ehe nach 4:07 Minuten der Sieg feststand. Tölzer war zwar stets der Aktivere im Kampf, konnte jedoch mit seinen Wurfansätzen nicht durchkommen. Die Entscheidung fiel im Bodenkampf. Hier nutzte Tölzer seine Vorteile und legte den Kubaner mit einem Haltegriff fest und ließ ihn daraus nicht entkommen.
Damit kam es im Schwergewichtsfinale zu einer Neuauflage des Vorjahres zwischen Super-Star Teddy Riner aus Frankreich und Andreas Tölzer vom 1. JC Mönchengladbach.
Vor 18.000 Zuschauern im ausverkauften Palais Omnisports de Paris Bercy zerstörte der Titelverteidiger hier nach exakt 3:33 Minuten den Traum vom Gold und als wenig später die Zuschauer die Marseillaise sangen, lag ein wenig Wehmut in Tölzers Blick. „Ich habe das Pech, dass es einen Riner ausgerechnet in meiner Altersklasse gibt, sonst wäre ich vielleicht schon zweimal Weltmeister. Bis Olympia 2012 werde ich mich verbessern, dann probieren wir das nochmal.“ Tölzer machte im Finale einen guten Kampf und zeigte auch die besseren Ansätze. Der 2,04 m-Hüne aus Guadeloupe hatte jedoch (fast) die ganze Halle hinter sich. Nach 3:33 Minuten setzte er einen O-uchi-gari an und da war es passiert, Tölzer konnte nicht mehr ausweichen und landete auf dem Rücken.
Wie im Vorjahr gewann er damit, nach einem starken Turnier, hoch verdient die Silbermedaille. "Silber ist vollkommen ok. Ich bin zufrieden. Vor neun Wochen hätte ich noch nicht mal daran geglaubt, dass ich in Paris starten werde", sagte Tölzer. "Und diese eine Medaille ist enorm wichtig für unser Team", fügte er hinzu. Für den Sportsoldaten war es bei seiner vierten WM-Teilnahme die zweite Medaille. Bei zwei Welttitelkämpfen hatte der Europameister von 2006 kurzfristig wegen Verletzungen absagen müssen.
Tölzers Silber am letzten Tag der Einzelwettkämpfe war wie 2010 in Tokio das einzige Edelmetall für den Deutschen Judo-Bund (DJB), dem damit der erste Totalausfall bei einer WM seit 1965 erspart bleibt.
Text: Charly Hoeveler
Fotos: KN